Bord Tagebuch - Sommerreise nach Riga

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nsere Segelfreunde vom TourenYachtclub wollen weiter. Schon früh am Morgen legen sie ab. Wir freuen uns darauf, den Ort, von dem wir schon so viel Interessantes gehört haben, näher in Augenschein zu nehmen.

Die heilende Wirkung der schwefelhaltigen Quellen von Kemeri bei Haut- und Augenkrankheiten sowie rheumatischen Beschwerden war schon einige Jahrhunderte bekannt, als dort am 18. Juli 1837 die erste staatliche Beadeanstalt eröffnet wurde. Ein Jahr später erhob Zar Nikolai I. Kemeri per Dekret zum Kurort. 1911 konnte man den Kurort ohne Umsteigen direkt von Moskau aus mit der Bahn erreichen.
Bunte Holzhäuser, hingewürfelt in ausgedehnten Kiefernwäldern, Sandwege und feine Ostseestrände, Jurmala hat viel von seinem alten Charme bewahrt. Charakteristisch für die Architektur sind die Dach- und Fassadenschnitzereien. Wir können uns daran gar nicht sattsehen und machen immer wieder Fotos. Die Flaniermeile und wichtigste Straße ist die „Jomas iela“ als Fußgängerzone mit ihren historischen Holzbauten. Es gibt unzählige Cafes, Restaurants und Hotels. Oft wird auch Livemusik gespielt. Die Straße wird an beiden Seiten von kleinen Ständen und Buden mit den unterschiedlichsten Angeboten gesäumt. Namhafte Architekten gaben sich die Ehre und hinterließen mehr als 2000 Architekturdenkmäler. Relativ schnell wurde Jurmala international bekannt und von der High Society aus ganz Europa besucht.
Als wir auf dem Heimweg sind treffen wir plötzlich Kalevi unseren finnischen Segelfreund, er ist die Lielupe weiter hoch bis zur Eisenbahnbrücke gesegelt zu einem Segelclub, den er von früheren Reisen kennt, der Hafenmeister kann sich an ihn auch noch erinnern. Zu Kalevi werden wir höchstwahrscheinlich unseren Computer schicken lassen, wenn er denn repariert ist.

Die Crew hat sich einen unangenehmen Schnupfen eingefangen, die Nase tropft wie ein undichter Wasserhahn.

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Der kleine Hafen Kuivižži wurde uns von der „La Mer“ als ruhig und recht nett beschrieben. Da wir alle lettischen Häfen in der Rigaer Bucht inzwischen kennen, ist das eine echte Alternative.
Als wir auslaufen ist es schwül, Gewitter liegt in der Luft. Wir haben wenig Wind aus SSW, so daß wir die Hälfte der Strecke motoren müssen. Am Nachmittag frischt der Wind auf und wir können segeln. Als wir die Ansteuerungstonne von Kuivižži erreichen, nehmen wir das Großsegel runter, wir haben jetzt den Wind von der Seite, das Fahrwasser ist eng und rechts und links wird es gleich sehr flach. Spurhalten ist jetzt sehr wichtig! Als wir die Molenköpfe erreichen, begrüßt uns eine Bauruine, was nicht sehr einladend ist. Im Hafen sind 5 Bojen ausgelegt, daneben existiert ein Steg, der mit kleinen Booten längsseits belegt ist. Wir finden den letzten Platz und sind froh, daß ein langer Segeltag zuende gegangen ist. Die Crew ist arg mitgenommen, da sich zu dem Schnupfen noch Husten gesellt hat, eine ausgewachsene Sommererkältung eben.

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Für heute ist schöner Segelwind prognostiziert, also gehen wir weiter. Die estnische Insel Kihnu liegt auf unserer Route nordwärts. Um kurz vor 14°°h überschreiten wir die Grenze nach Estland. Abends um 18°°h machen wir fest. Wir sind fast das einzige Schiff, was uns erstaunt, denn die Insel ist sehr beliebt. Auch hier haben sie dank der Mittel von der EU aufgerüstet. Die Pier ist neu, der Hafenmeister hat ein neues Gebäude bekommen, welches auch die sanitären Anlagen beherbergt, alles vom Feinsten. Eine Tankstelle gibt es jetzt auch.
Die Fähre ist auch größer und schöner. Die alte „Liisi“ gibt es nicht mehr. An sie haben wir noch angenehme Erinnerungen, ganz besonders als sich vor einigen Jahren der Kapitän während eines fürcherlichen Gewittersturmes in der Bucht von Pärnu nach unserem Befinden erkundigt hat und anfragte, ob wir Hilfe bräuchten.

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Heute ist ein schöner Tag mit leider sehr viel Wind. Da wir die Insel bereits kennen, verzichten wir darauf, unsere Fahrräder auszupacken.
Kihnu ist mit 16,38 km² die siebtgrößte estnische Insel. Hier leben knapp 500 Menschen. Hier auf Kihnu gibt es im Vergleich zum Festland eine noch relativ lebendige Tradition und einen eigenen besonderen Dialekt. Die traditionelle Tracht (farbige Wollröcke und eine Schürze) tragen allerdings nur noch wenige Frauen im Alltag. Heute gibt es, wie in vielen ländlichen Gegenden Estlands, auch auf Kihnu nur wenig Arbeit. Ein Erwerbszweig mit Perspektive scheint der Tourismus zu sein. So gibt es auf der Insel ein Folklore-Ensemble, das für Touristen traditionelle Lieder und Tanz aus Kihnu darbietet. Treibende Kraft ist die neue Bürgermeisterin Annely Akkerman, die auf Kihnu geboren ist und die Fährgesellschaft (Kihnu Veeteed), die lokale Tourismusagentur (AS Kihnurand) sowie zahlreiche Grundstücke leitet. Wir machen einen Spaziergang am Wasser entlang und durch den Wald. Wir haben uns mit Mückenspray bewaffnet aber den Mücken ist es wohl auch zu naß und zu kalt, denn es sind keine da.

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Der Wind ist mit 5 Bft. aus SW moderat und für uns genau richtig, wir machen uns auf den Weg. Dunkle Wolken säumen den Himmel und es regnet von Zeit zu Zeit. In diesen Fällen ziehen wir unsere Kapuze zu und segeln warm und trocken. Um 16°°h machen wir in Kuivastu auf der Insel Muhu fest. Hier treffen wir Rainer und Wiltrud von der „La Mer“ wieder. Sie laden uns auf einen Plausch bei einem Glas Rotwein ein. Wie die anderen Teilnehmer unserer ICCY-Ralley sind auch sie mehr oder weniger auf dem Heimweg. Viele der anderen Schiffe haben den Weg über Ventspils nach Gotland rüber gewählt. Seit Wochen haben wir eine „stabile (!!) Südwest-Wetterlage mit meistens viel Wind, was sie beides nun gar nicht gebrauchen können. Nach einer turbulenten Überfahrt liegen sie jetzt mit 6 Schiffen im Färösund fest und warten darauf, daß der Starkwind nachläßt. „La Mer“ hat sich dafür entschieden, den Südwest zu nutzen und weiter nach Norden und dann über Finnland und die Ålandinseln nach Hause zu segeln. Ähnliches haben wir auch vor, allerdings nicht so schnell.

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Ein Tief jagt das nächste. Wieder gilt es einen Tag mit Starkwind und Regen abzuwettern. Viel machen kann man in diesem Hafen nicht. Nebenan ist der Fährhafen. Die Fähren fahren im Halbstundentakt, da sie die wichtige Verbindung zur größten Insel Saarema bilden. Von daher ist es ziemlich laut. Einen Ort gibt es in der Nähe auch nicht. Was also macht man den ganzen Tag, wenn das Internet auch nicht bis zum Schiff reicht? Die Crew arbeitet das Logbuch auf, lädt Bilder vom Fotoapparat runter, sucht passende Bilder fürs Logbuch aus. Das Internet in den Häfen ist inzwischen fast überall frei, dafür ist die Reichweite aber wesentlich schlechter geworden. Von daher ist es unerläßlich, sich ins Café neben dem Büro des Hafenmeisters zu setzen, um Bilder hochladen zu können.

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Für die Überfahrt nach Haapsalu sind eigentlich nur 4-5 Windstärken angekündigt.  Natürlich sind es mal wieder mehr – in Böen haben wir 7-8 Bft. gemessen.Das ist schon ganz schön heftig. Wir halten uns genau im Fahrwasser, denn außerhalb wird es schnell gefährlich flach.  Unterwegs überholt uns die „La Mer“. Es ist ein schnelles Schiff, da kann KIWI nicht mithalten, sie ist eben schon eine ältere Dame. Als wir in Haapsalu ankommen, nehmen uns Rainer und Wiltrud die Leinen an. Wir legen daneben an. Um uns die Beine zu vertreten, machen wir einen kleinen Rundgang und sehen uns die drei nebeneinander liegenden Häfen an und stellen fest, daß wir den teuersten gewählt haben. Die anderen beiden sind um 1/3 billiger. Abends sitzen wir auf der „KIWI“ zum Klönschnack zusammen.