Bord Tagebuch - Sommerreise nach Riga

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Heute ist das Wetter besser. Die Sonne scheint und der Skipper baut sofort unser Solarpanel auf. Außerdem juckt es ihn in den Fingern, endlich das Schlauchboot aufzupusten und den Außenbordmotor auszuprobieren. Auf der Probefahrt springt er auch sofort an. Des weiteren verbringen wir den Tag mit lesen.

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Um 12°°h gehen wir Anker auf. Um kurz vor 15°°h sind wir am Vereinshaus des HSK um festzustellen, daß immer noch alle Plätze belegt sind. Nun ist guter Rat teuer – wohin? Neben dem HSK-Yachthafen gibt es noch einen anderen Segelhafen. Wir machen uns dorthin auf. Als wir am Außengelände des HSK vorbei kommen, sehen wir, daß hier jetzt jede Menge Plätze frei sind. Kurzer Hand legen wir einfach mal an. Anschließend gehen wir ins Büro, schildern unsere Situation und fragen, ob wir dort bleiben dürfen. Nun, die Dame ist von der voran gegangenen Veranstaltung noch immer völlig überfordert, kann mit der genannten Liegeplatznummer nichts anfangen, weiß nicht so genau wo wir denn liegen. Wieder zurück am Schiff sehen wir Kalevi mit seiner „Nitouche“ einlaufen. Wir laden ihn zum Kaffeklatsch auf KIWI mit selbst gebackenem Kuchen ein. Das ist sehr gut, denn als die Nachbarlieger uns darauf hinweisen wollen, daß der von uns belegte Platz ein Dauerliegeplatz ist, kann der hier allseits bekannte Kalevi die Gemüter schnell beruhigen.

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Wir verbringen diesen Tag mit Reparaturarbeiten, erneutem Kuchenbacken und Warten, ob unser Computer endlich angekommen ist. Des weiteren gehen wir im nahen Supermarkt einkaufen. Wir stellen fest, daß das Preisniveau hier in Finnland höher ist als bei uns in Deutschland. Fisch und Fleisch sollte man tunlichst von seiner Speisekarte streichen.
Am frühen Abend gehen wir in die Sauna – jeder für sich. Der Skipper natürlich mit Kalevi, der Freunde aus England und Norwegen dabei hat, die morgen schon weiter nach St. Petersburg wollen. Er meint, daß er da einen norwegischen Segelverein aufgetan hat, der ganz begeistert vom ICCY sei und sich mit dem Gedanken trägt, ihm beizutreten. Das wäre natürlich ganz toll, wenn wir zukünftig auch wieder Norweger bei uns hätten.
Von Kalevi kommt die erlösende Mitteilung, daß er heute nachmittag unser Paket von der Post abgeholt hat. Gott sei Lob und Dank. Er wird es uns morgen früh vorbei bringen.

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Kalevi bringt unseren Laptop, ein aktuelles Gästeverzeichnis der finnischen Häfen (unseres ist von 2011) und lädt uns zu einer Stadtrundfahrt ein. Wir fahren in Gegenden, die wir bei unseren bisherigen Touren noch nicht gesehen haben und die man als Tourist üblicherweise auch nicht anfährt. Gegenüber dem Seglerhafen des HSK entstehen neue Terminals für Fähren und Kreuzfahrtschiffe. Man bereitet den Untergrund entsprechend vor und versenkt dann riesige, haushohe Stahl- und Beton-elemente, die dann noch einmal mit Beton verfüllt werden. Dank Kalevis Kontakten können wir ganz dicht an diese Baustellen heranfahren. Auch an die "AIDA mar" fahren wir vorbei. Sie erscheint uns hochhausähnlich. Die prominente Markthalle direkt am Hafen ist ja allseits bekannt. Kalevi zeigt uns noch eine durchaus ebenbürtige andere. Die wollen wir unbedingt von innen sehen. Wir verabschieden uns vorerst von Kalevi und setzen unseren Stadtrundgang zu Fuß fort. Wir suchen einen maritimen Buchhandel, wo wir Unterlagen bezüglich Ankerplätzen auf den Ålands kaufen wollen., Das gestaltet sich äußerst schwierig, denn spezielle Läden, die nur nautische Literatur haben, gibt es hier nicht. Seekarten des nahen Umkreises ja, aber die dazu gehörige Literatur – Fehlanzeige.
Die Stadt ist voll mit den Touristen der beiden Kreuzfahrer im Hafen. So hört man viel deutsch und italienisch.
Auf dem Platz vor dem Dom von Helsinki werden gerade Vorbereitungen für die große Gartenparty getroffen. Rollrasen ist bereits verlegt, die Straßenlaternen sind mit Krepppapier(?) verschönert und sollen ein glockenblumenartiges Aussehen hervorrufen. Wir wandern die Straße Esplanade entlang. Eigentlich ist es gar keine Straße sondern eine Parkanlage mit vielen Blumenrabatten und Denkmälern. Hier finden im Sommer kostenfreie Konzerte für Jedermann statt. Die Architektur der umliegenden Bauten hat auch ihren besonderen Reiz. So schön es ja ist, daß die „großen Pötte“ der diversen Fährlinien direkt in der City anlegen, die Touristen genießen es, aber die Einheimischen müssen mit den immensen Abgasen tagtäglich leben.

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Eigentlich wollten wir heute auslaufen. Wir haben gestern auch schon mit dem Hafenmeister abgerechnet. Aber dann hat der Wind auf Nord gedreht mit 6 Windstärken. Das heißt für unseren ansonsten idealen Liegeplatz, daß wir die 6 Bft. voll „vor den Hintern“ bekommen und seitlich an die beschädigte Pier gedrückt werden. Plötzlich liegen wir mehr als unruhig. Der Skipper muß da etwas unternehmen. Viel ist nicht zu machen, aber er nimmt die Mooringleine auf die Backbordseite, was schon einiges bringt. Die Vorleine an der Steuerbordseite bestückt er mit einem Ruckfender, was uns einen störungsfreien Schlaf beschert (was ja auch nicht zu verachten ist). Die Wetterprognose versprach zwar ein Nachlassen des Windes, aber dem ist in der Realität nicht so. Heute bläst es noch genauso wie gestern. Wir entscheiden uns, noch einen Tag zu bleiben und abends noch einmal schön in die Sauna zu gehen.
Doch bevor es soweit ist, kommen vier junge Männer auf unser Nachbarboot, ein 38ft-Schiff. Regattafreaks? Vieles deutet darauf hin. Als erstes wird die Sprayhood zurückgeklappt, das ist offenbar nicht „regattalike“, dann machen sie sich startklar. Der Skipper bietet an, ihnen beim Ablegen behilflich zu sein, indem er ihre Vorleinen mitführt, zumindest bis sie ihre Heckboje erreicht haben. Das wird abgelehnt - können sie alleine - und schon Sekunden später kleben sie bei uns an der Bordwand und werden über unsere Heckboje gedrückt. Sie versuchen abzuhalten und nehmen an unserem Heckkorb alles was sich bietet. Wir nehmen den Flaggenstock ab, der ist am empfindlichsten. Die Crew nimmt schnell die Windfahne ab, das Paddel, auf dem sie mit einem Fuß stehen, muß leider im Wasser bleiben. Wir sind beunruhigt, denn wenn hier etwas zu Bruch geht, können wir es nicht ersetzen, da die Firma ihre Produktion eingestellt hat. Wir lösen die Leine unserer Heckboje, damit sie davon freikommen.und fendern unser Schiff zur Pier hin weiter ab. Endlich sind sie frei. Von ihnen kommt ein knappes „sorry“ und weg sind sie. Glücklicherweise ist nichts passiert – wir atmen auf.

Um 22°°h nehmen wir unsere Laptops und marschieren ins Clubhaus, wo wir natürlich WLAN-Anschluß haben, der Skipper um den aktuellen Wetterbericht für morgen runterzuladen, die Crew um die letzten Logucheinträge einzufügen und die ausgesuchten Bilder hochzuladen. Im Clubhaus ist noch viel los. Die jungen Leute spendieren uns Bier und laden uns ein zur großen Clubsause am Wochenende.

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Wir laufen noch vor 9°°h aus, da für heute früh Regen angesagt ist und wir unsere Cockpitpersenning trocken zusammenfalten wollen. Die Prognose bestätigt sich, der Himmel zieht sich zu und es wird ungemütlich. Wir haben für heute nur ca. 20 Meilen vorgesehen und wollen es uns dann im Schiff gemütlich machen. Nachdem der Anker gefallen ist, überdenken wir unseren Tagesplan für morgen. Wir haben ja jetzt wieder zuverlässige Wetterprognosen von Meeno Schrader zur Verfügung. Morgen soll der Wind mit 4 Bft. aus Nordwest wehen. Das ist genau die Richtung, die auf unserem Programm steht. Zu segeln ist die Strecke mit 4 Windstärken nicht, gegenanbaggern aber auch nicht. Was machen wir? Heute haben wir fast keinen Wind und glatte See. Also Anker wieder auf und weiter motort. Wir fahren in den zauberhaften Barösund. Hier liegt auch unsere Ankerbucht. Der Regen hat aufgehört, für eine halbe Stunde kommt die Sonne noch einmal durch, bevor sie hinterm Wald verschwindet. Leider nerven auch hier die Motorboote und machen das Liegen etwas unruhig.

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Heute bläst der Wind mit 4-5 Bft. in Böen mit 6 Bft. aus West und wir sind heilfroh, daß wir gestern soweit gekommen sind. Hier sind wir zwischen den Inseln weitgehend geschützt. Die Strecken, in denen wir freies Wasser haben, hat KIWI ganz schön zu kämpfen und verringert merklich ihr Tempo. Ab und zu beglückt uns ein Regenschauer. Nach 5 Stunden haben wir endlich diese entzückende kleine vereinseigene Insel des HSK erreicht. Von allen drei Inseln des HSK gefällt uns diese eigentlich am besten. Sie ist felsiger als die anderen beiden. Dadurch kann man hier besser umherwandern ohne daß dichtes Unterholz den Weg versperrt und und herrliche Aussichten bieten sich ebenfalls. Die Insel liegt gut 60 Meilen westlich von Helsinki, was für einen Wochenendtörn häufig zu weit von Helsinki aus ist, wodurch die Insel nicht zu stark frequentiert wird wie z.B. Ormholmen, die nur 18 Meilen von Helsinki entfernt liegt. Hier liegen nur zwei Segelschiffe, man nimmt unsere Leinen an und wir werden freundlich begrüßt. Im Gespräch stellt sich heraus, daß die Mannschaft des einen Schiffes uns schon in Riga gesehen hat. Sie waren zur gleichen Zeit dort, jedoch nicht Teilnehmer unserer Veranstaltung.